Wenn man heutzutage gut sein will, kann es durchaus vorkommen, dass man auf dem Weg zum Ziel getrimmt wird, damit man sauber und genau spielt. Schließlich muss man sich bei Wettbewerben oder Konzerten auf dem internationalen "Musikermarkt" beweisen, damit man sich zu den Besten zählen kann. Ist man der Beste, hat man das Ziel erreicht, doch leider betrifft das nur den kleinsten Teil aller Musiker. Doch was ist mit dem "Rest", der vielleicht nicht so außerordentlich gut wie die "Großen" ist, es trotzdem liebt, zu musizieren und dennoch mit ihnen verglichen wird?
Ich
kann mich zu diesem "Rest" zählen.
(Zur
Erklärung: Seit der 2. Klasse spiele ich Klavier, seit der 3. Klasse Trompete
und seit der 7. Klasse nehme ich Gesangsunterricht. Schon als kleines Kind sang
ich den ganzen Tag und war schon immer ein Musik-Liebhaber. Seit der 5. Klasse
besuche das vertieft musische Profil auf einem Musikgymnasium.)
Vielleicht
war ich gut in Klavier und Gesang, aber ich war niemals gut genug, um auch nur
annähernd mit den richtig Guten in meiner Altersklasse mitzuhalten. Wiegesagt,
ich war nie schlecht, aber auch nie besonders gut. Doch diese Mittelmäßigkeit
kann jemanden ziemlich fertig machen. Leider leben wir in einer
leistungsorientierten Gesellschaft, in der nur die Stärksten gewinnen und sich
in allem gemessen wird. Meiner Meinung nach ist Musik jedoch nichts, worin sich
gemessen werden sollte. Sie ist schließlich keine Sportart. Das war sie nie und
sollte sie nie sein. Natürlich ist es mal interessant zu wissen, wie gut man
ist, aber mir scheint, als sei das Kämpfen um die beste Punktzahl und die
Perketionierung des eigenen Spiels etwas zu sehr in den Vordergrund gerückt
worden. Damit möchte ich auf keinen Fall sagen, dass ein Ziel vor Augen und der
Wunsch zu Verbesserung falsch ist. Mir kommt es einfach so vor, als würde das
Hauptaugenmerk immer mehr und vielleicht etwas zu stark darauf gelegt werden.
Geht
man an die Anfänge der Musik zurück, wird man feststellen, dass sie für die
Menschen eine kreative Möglichkeit war etwas zusammen zu machen. Einfache
Lieder, die jeder singen konnte, verbanden Familien untereinander. Eine schöne
Beschreibung der Musik ist unter anderem auch, dass sie den Menschen geschenkt
wurde, damit sie Gott loben können. Das Leben zu leben, zu lieben und durch die
Musik (als "Kommunikationsmittel") Dankbarkeit ausdrücken zu können
ist in der Tat ein schönes Geschenk. Musik hilft mir, Erlebnisse zu verarbeiten
(ob gut oder schlecht), mich aufzuheitern und mich für Aufgaben zu motivieren,
die ich noch erledigen muss, aber zu welchen ich keinen Bock habe.
Ich
bin der festen Überzeugung, dass Musik hauptsächlich dazu gebraucht werden
sollte, um anderen Menschen eine Freude zu machen und zu helfen. Hauptsächlich
meine ich damit nicht Stars, die eine neue Single herausbringen und Millionen
Menschen diese dann feiern. Mehr meine ich Menschen, die direkt zu andern
Personen hingehen (z.B. im Krankenhaus, im Pflegeheim, etc.), welche vielleicht
keine Angehörige (mehr) haben und sich allein die Zeit totschlagen müssen, ohne
großartige Abwechslung im Alltag.
Es
gibt keine bessere Belohnung für das eigene Musizieren, als ein Leuchten in den
Augen, einer zuvor traurig blickenden Person, zu sehen und ein
"Danke.", das über lächelnde Lippen kommt, zu hören. So etwas ist
unbezahlbar. Und das Beste daran ist, dass man nicht perfekt spielen oder
singen muss und man trotzdem mehr Dankbarkeit und Wertschätzung erhält, als man
je auf einer Bühne erhalten wird. Das ist wahres Leben: seine Mitmenschen im
Blick zu haben, anstatt für den eigenen Erfolg (= für das eigene Ego) zu leben.